In meinem Erstberuf bin ich freischaffende Philosophin.
An der Philosophie interessiert mich die Frage des systematischen Denkens, das Spiel mit Ideen und Gedanken. Jede Philosophin, jeder Philosoph macht mit ihren bzw. seinen Theorien ein Angebot, wie sich die Welt beschreiben, verstehen und erklären lässt. So verstehe ich die Theorien der Philosophie als verschiedene Ansätze von Zeitdiagnosen und als Möglichkeit von Gedankenspielen.
Mich fasziniert das gemeinsame laute Denken, das Experimentieren mit Ideen oder auch die gemeinsame Diskussion von (durchaus auch historischen) Texten. In der Philosophie, so lehrt mich Chiara Zamboni, eine Denkerin des Diotima-Philosophinnen-Kollektivs, soll es nicht mehr ausschliesslich um das bereits gedachte Denken, sondern um das denkende Denken gehen. In diesen Momenten wird Philosophie zur Improvisation.
Am liebsten spiele ich zurzeit mit den Gedanken der Diotima-Philosophinnen aus Italien. Es sind Denkerinnen, die sich der Geschlechterdifferenz hinwenden und deren Auswirkungen auf das kulturelle und politische Leben erforschen. Dabei erkunden sie Formen einer anderen Politik und das zivilgesellschaftliche Zusammenleben, das sich am Notwendigen und am Austausch orientiert.
Mich regen folgende Überlegungen des philosophischen Frauenkollektivs aus Mailand zum Nach- und Weiterdenken an:
«Die Politik der Frauen hat nicht zum Ziel, die Gesellschaft zu verbessern, sondern die Frauen zu befreien und ihnen freie Entscheidungen zu ermöglichen. Sie zu befreien von der Pflicht, sich für ihre Differenz rechtfertigen zu müssen […] Eine Frau muss aus ihren Erfahrungen einen Massstab für die Welt machen, aus ihren Interessen ein Kriterium für die Beurteilung der Welt, aus ihrem Begehren den Antrieb zur Veränderung der Welt, damit die Welt für sie etwas wird, wofür sie Verantwortung übernehmen kann.»
(aus: Libreria delle donne di Milano: Wie weibliche Freiheit entsteht. Eine neue politische Praxis, Mailand 1984/Berlin 1991)
Auch Carolin Emcke ist eine anregende Denkerin und präzise Zeit-Chronistin. Als Kriegsberichterstatterin will sie die politische Welt, wie sie sich in ihrer brutalsten Kämpfen und existentiellen Konflikten zeigt, beschreiben, entziffern und vor allem auch befragen. Krieg beschädigt Menschen, zerstört Häuser, Verwandtschaften, das Zusammenleben und Vertrauen. Und nach den Kriegshandlungen? Wie können die Menschen «weitermachen»? Sie schreibt: Das Vertrauen wird hier
«ins Verhältnis gesetzt zu den Zuhörern, der Gesellschaft – und die Fragen von Vertrauen und Zeugenschaft werden gänzlich andere: Warum sollten Menschen, deren Weltvertrauen zerbrochen wurde, jemals wieder Vertrauen zu anderen fassen können? Wie sollten sie wieder jemanden ansprechen können? Warum sollten sie von dem, was ihnen angetan wurde, erzählen? Wem?»
(aus: Weil es sagbar ist. Über Zeugenschaft und Gerechtigkeit, Frankfurt 2013)
Filmseminare
Filme bieten faszinierende Einstiegsmöglichkeiten, um über abstrakte Themen wie beispielsweise Freiheit, Selbstbestimmung, zur Welt kommen, etc. zu diskutieren.
2019: Der zweite Blick – Weibliche Freiheit. Begehren als Frauen.
2017: Der zweite Blick – Das Notwendige tun
2015: Der zweite Blick – Begehren nach Beziehungen
2008: Der zweite Blick – Mutter und Tochter
Philosophische Text-Seminare
Erfahrungsgemäss lassen sich philosophische Texte – aktuelle wie traditionelle, von Autoren wie Autorinnen – einfacher gemeinsam in Diskussionen erschliessen.
Ob wir Theorien und Texte von Luisa Muraro oder Carolin Emcke, von Axel Honneth oder Karl Marx lesen: die Ideen, die die Philosoph/innen in ihren Texten vermitteln, müssen in den eigenen Lebenszusammenhang übertragen werden. Ideen und Gedankengänge lassen sich in Diskussionen wunderbar aneigenen oder verwerfen.
Mein Wunderblock
Überschreiben und erzählen
Lisa Schmuckli, 2023
grenzen lose grenzen
Ansichten und Einsichten zum Thema Selbstoptimierung
8 Autorinnen, 4 Fotografinnen, 1 Anagrammkünstlerin, 1 Thema.
edition Seitensprung luzern, Aus der Reihe, 2019
Gemeinsam an Werten arbeiten
Ethisches Verfahren als Motor der Schulentwicklung
Gemeinsam mit Peter A. Schmid, Bern 2014
Passion der Differenz
Ein Kaleidoskop von Frauenwelten
Königstein/Taunus 2007
Begehren nach Bildern
Freuds Bildkonzept – Spuren der pikturalen Wende
Wien 2006
Hautnah: Körperbilder – Körpergeschichten
Philosophische Zugänge zur Metamorphose des Körpers
Königstein/Taunus 2001
Differenzen und Dissonanzen
Zugänge zu feministischen Erkenntnistheorien in der Postmoderne
Königstein/Taunus 1996
Weiberwirtschaft
Frauen – Ökonomie – Ethik
Gemeinsam mit Heidi Bernhard Filli, Andrea Günter, Maren Jochimsen, Ulrike Knobloch, Ina Praetorius, Ursula Vock, Luzern 1994
Raum für Phantasie und Widerspruch. Eine Annäherung an das Denken von Carolin Emcke
in: Neue Wege, Zürich, 3/2017. (Erscheint in den NW in leicht gekürzter Version)
Die Pluralisierung des Feminismus geht durch mich hindurch
in: RosaRot, Zeitschrift für feministische Anliegen und Geschlechterfragen, 50/2016, Zürich
Das Andere der Politik
gemeinsam mit Li Hangartner, in Neue Wege 5/2015, Zürich
Eigenwillige Abhängigkeiten
in: Neue Wege 12/2015, Zürich
Das Eigene nicht aufgeben. Vom Roten Wien zur Libreria delle Donne di Milano – Die Geschichte von Gertrude Camenisch-Czehak
Neue Wege 11/2014, Zürich
Variationen und Spekulationen. Entfesselte Ökonomie?
in: Thomas Brändle/Dominik Riedo (Hg.): Über Geld schreibt man doch! Eine Anthologie, Bern 2011, S. 180 – 189.
Ungezähmt
in: Yvonne Haeberli, Monographie, Zürich 2011
Die Macht der Phantasien
in: ROSA, Zeitschrift für Geschlechterforschung der Universität Zürich, 42/2011
Bezeichnendes Sehen
in: Gysin, Beatrice (Hg.): Wozu Zeichnen? Zürich 2010
Von der Visualisierung des Unbewussten. Freuds Bildkonzept avant la lettre
in: Soldt, Philipp/Nitzschmann, Karin (Hg.): Arbeit der Bilder. Die Präsenz des Bildes im Dialog zwischen Psychoanalyse, Philosophie und Kunstwissenschaft, Giessen (Psychosozial-Verlag) 2009
Unhaltbare Bilder
in: Danz, Pascal: Der zweite Blick, Zürich 2004, S. 133 – 136.
Der roten Faden der sokratischen Ironie
in: Neue Wege, 7/8, Zürich 2003
Stichwort Postmoderne
in: Feministisch-theologisches Wörterbuch, Gütersloh/Mainz, 2002
Ein Blick ins Kaleidoskop
in: Arioli, Kathrin/Witzig, Heidi/Müller, Felix (Hg.): Unruhige Verhältnisse, Zürich/Limmatverlag, 2002.
Die Seh(n)sucht des verwundeten Auges
herausgegeben von der Fotodokumentation des Kantons, Luzern 2002
Der Ordnung entgegen blicken
in: Olympe. Feministische Arbeitshefte zur Politik, Zürich, 2002, Heft Nr. 16
Vom Monolog zum Dialog der Werte. Führung und Ethik muss kein Widerspruch sein.
in: Fachzeitschrift HVS, Mai 2002
Kampf um Anerkennung – Unterschiede jenseits von Hierarchien
Agogis – Impulstagung zu Diversity (2023)
Wer sich erinnert, bleibt zukunftsfähig
Luzern 60plus, Lebensreise: Erinnern und Vergessen (2019)
Feministische Soziale Arbeit revisited
Vorlesung an der Hochschule Luzern (2018)
Autonomie im Alter.
Abhängige Unabhängigkeit
Referat an der Frühlingstagung der Grossmütter Revolution, Schwarzenberg (2016)
Differenzierung als Akt des Verbergens
Eröffnung der Ringvorlesung im Sommersemester an der IPU International Psychoanalysis University Berlin (2014)
Scheitern als Ressource
Fachkonferenz Schulberatung Schweiz FKSBCH (2013)
Werte im Wandel
BSO Jahrestagung Freiburg (2008)
Schafft der Blick des Mannes die Frau
Gender Ringvorlesung an der Universität Luzern (2007)
Symoblisierung und Intersubjektivität in Psychoanalyse und Philosophie
Fachtagung an der ETH (2006)
Integration schafft Desintegration
Fachtagung Sozialraum Zentralschweiz (2006)
Selbstbestimmung und Fremdverantwortung
SBK-Kongress, KKL Luzern (2002), Schweizerischer Berufsverband der Pflegefrachfrauen und –männer